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2 KOLUMNE Wind of Change? Vor einem Jahr lautete der Titel dieser Kolumne „Auf ein Neues“. Motor dieses Optimusmus war nicht zuletzt die Hoffnung darauf, dass es nicht noch schlimmer werden kann. Nun ja. Da habe ich mich geirrt. Aber: Für 2025 hoffe ich nicht nur. Mittlerweile glaube ich daran, dass wir von einer Welle kluger Wirtschaftspolitik um uns herum mitgerissen wer-den und gar nicht mehr anders können. Denn im Laufe dieses Jahres mehren sich die Stimmen, die auf politische Vernunft und damit auf eine wahr-haftige Nachhaltigkeit setzen. Die Tage, in denen europäische und deutsche politische Visionen klin-gen wie „Neues aus Bullerbü“, sind wohl vorüber. Die Kraft der Fakten überwiegt. Und diese Fakten wiegen schwer. Die Liste der geplanten Entlassun-gen – von Volkswagen über Bosch und ZF bis hin zu den hidden champions des deutschen Mittel-stands – wird länger und länger. Und die Kritik ist nicht zu überhören. Vorbei sind auch die Tage, in denen mahnende Stimmen durch das immergleiche Framing stummgeschaltet werden. Die Antwerp-Declaration war nicht mundtot zu machen. Der Draghi-Report verschwand nicht in der Schublade. Die Studie des BDI zu den Trans -formationspfaden wurde ebenso deutlich wahrge-nommen. Und: Die Ampel, ein durchaus gewagtes Experiment, ist krachend auseinandergeflogen. Es ist kein positives Ereignis. Wir freuen uns nicht, dass das Land in einem solchen Zustand ist. Dass die Industrie in Deutschland sich jeden Tag fragen muss, wie lange das noch auszuhalten ist. Das ist eine entsetzliche Entwicklung. Aber es scheint der einzige Weg zu sein, dass dieses Land einen Rich-tungswechsel initiiert. Wird mit einer neuen Regierung alles und auch noch sofort besser? Ich glaube nicht. Wir werden weiterhin ein schwaches konjunkturelles und eben-so weiterhin ein bremsendes politisches Umfeld aushalten müssen. Unsere Probleme lassen sich nicht über Nacht lösen. Der Standort Deutschland ist weiterhin nicht mehr wettbewerbsfähig. Wir sind zu teuer. Wir sind zu langsam. Wir sind zu ideolo-gisch. Aber: Es mangelt nicht mehr an Erkenntnis. Es ist auch den größten Träumern mittlerweile ein Licht aufgegangen. Fraglich bleibt: Kriegen wir die (durchaus über die Parteigrenzen hinweg) gewon-nene Erkenntnis zur Wettbewerbsfähigkeit umge-setzt in eine kluge Industriepolitik? Was braucht die Aluminiumindustrie? Ein klares politisches Bekenntnis zum Standort! Gerade für energieintensive Industrien und Prozesse. Wir brauchen wettbewerbsfähige Energiepreise. Und zwar nicht nur an der Börse, sondern über den gesamten Prozess. Stichwort Netzentgelte! Wir brauchen eine mutige Handelspolitik. Die Bundes-republik muss in der EU sehr viel deutlicher auf die Bedrohung der heimischen Industrie durch un-faire Wettbewerbsbedingungen hinweisen. Handels-politische Schutzinstrumente existieren. Sie müssen aber, um wirksam zu werden, im Zweifelsfall auch angewandt werden. Die Unternehmen müssen von der immer größeren Bürokratie befreit werden. Diese Forderungen sind allesamt nicht neu. Nur braucht es dringend den politischen Mut, die Not-wendigkeit anzuerkennen und die Maßnahmen ins Werk zu setzen. Ihr Marius Baader, Aluminium Deutschland (AD) IM PRES SUM ISSN 2195-6707 Ver lag und Re dak ti on: PSE Re dak ti ons ser vi ce GmbH Kirch platz 8, D-82538 Ge ret sried Te le fon +49 (0)8171/9118-70 E-Mail: in fo@alu-news.de In ter net: www.alu-news.de Or gan schaft: Fach or gan der Alu mi ni um-Or ga ni sa tio nen in Deutsch land, Ös ter reich und der Schweiz: petra.ferstl@pse-redaktion.de Alu mi ni um-Zent ra le e.V. (Nach fol ge or ga ni - sati on), Alu mi ni um Ini tia ti ve Aust ria (AIA), Alu mi ni um-Ver band Schweiz (ALU.CH) Re dak ti on: Ste fan El gaß (ver antw.), Siegfried Butty, Tilman von Meyeren Mit ar bei ter und Autoren: Marius Baader, Jens Christian Boysen, Dr. Johanna Damm, Marcel Menet, Monika Mertgens, Svenja Meurer, Irene Nehrkorn-Kayn, Wolfgang Nübold, Tim Stappen, Angelika Stoph Anzeigenverwaltung: Petra Ferstl, An zei gen: Ellen Buntenbruch, ellen.buntenbruch@pse-redaktion.de Abon ne ment be treu ung: PSE Re dak ti ons ser vi ce GmbH, Telefon: +49 (0)8171/9118-88 Druck: Presse-Druck- und Verlags-GmbH Curt-Frenzel-Straße 2, 86167 Augsburg info@presse-druck.de, www.mediengruppe-pd.de Layout: grafikkonzepte michaela haas Die se Fachzeitung und al le in ihr ent hal te nen ein zel nen Bei trä ge und Ab bil dun gen sind ur he ber recht lich ge schützt. Je de Ver wer tung be darf der Zu stim mung der Re dak ti on. Er fül lungs ort und Ge richts stand: Wol frats hau sen 30. Jahr gang ALU MI NI UM KU RIER Es gilt die An zei gen preis lis te Nr. 28 vom 1. Dezember 2024 Post ver triebs num mer B 42212 Die Lage der deutschen Aluminiumindus-trie bleibt angespannt. Im dritten Quartal 2024 ging das Produktionsvolumen in den Betrieben erneut zurück. Vor allem die Fer-tigung von Aluminiumhalbzeugen verzeich-nete den zehnten Quartals-Rückgang in Folge. AD-Präsident Rob van Gils betonte: „Nach den Bundestagswahlen muss eine neue Re-gierung ihre Arbeit schleunigst aufnehmen. Die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland ist beschädigt. Energiekosten und vor allem die Netzentgelte, aber auch die ausufernde Bürokratie, gefährden Deutschland als Industrienation. Auch die neue Europäische Kommission muss drin-gend die handelspolitischen Risiken erken-nen. Die Zeit drängt!“ Drei von zehn Unternehmen bauen Stellen ab Eine jüngst durchgeführte Umfrage unter den AD-Mitgliedsfirmen unterstreicht deut-lich: 29 Prozent der Unternehmen sind da-zu gezwungen, Beschäftigung abzubauen. Gleichzeitig mussten knapp 60 Prozent der Unternehmen allein im vergangenen Jahr Stellen schaffen, um den zunehmenden Be-richtspflichten nachzukommen. Produktionsvolumen in der Talsohle Die Produktion der deutschen Aluminium-industrie ist auch im dritten Quartal in den meisten Teilbereichen gesunken. Einen deutlichen Rückgang verzeichneten die Aluminium-Recycler. Sie produzierten im Zeitraum von Juli bis einschließlich Sep-tember knapp 683.000 Tonnen Recycling-aluminium (- sechs Prozent). Nach den ers-ten neun Monaten liegt das Produktions-niveau drei Prozent unter Vorjahr (rund 2,1 Millionen Tonnen). Die weiterverarbeitenden Produzenten von Aluminiumhalbzeug erreichten im dritten Quartal mit über 592.000 Tonnen knapp das Vorjahresniveau (- ein Prozent). In den ers-ten drei Quartalen produzierten sie rund 1,8 Millionen Tonnen Halbzeuge (- drei Pro-zent). Darunter verzeichneten die Hersteller von Walzprodukten mit 1,4 Millionen Ton-nen einen vergleichsweise moderaten Rück-gang (- zwei Prozent). Stärker sank die Fer-tigung von Aluminium-Strangpressproduk-ten (- sechs Prozent auf 366.000 Tonnen). DEUTSCHE ALUMINIUMINDUSTRIE: Produktionsrückgänge setzen sich fortDie Mengtai Group gibt den erfolgreichen Abschluss der Übernahme der Alu Menzi-ken Extrusion AG bekannt. Durch diese Übernahme, die durch die hundertprozen-tige Tochtergesellschaft Mengtai Germany GmbH umgesetzt wurde, festigt die Meng-tai Group ihr Engagement, als führender Akteur im europäischen Aluminiummarkt aufzutreten und gleichzeitig Innovationen in nachhaltige, leistungsstarke Aluminium-lösungen voranzutreiben. Ao Bo, stellvertretender Vorsitzender der Mengtai Group, sagte: „Die Übernahme von Alu Menziken unterstreicht unser Engage-ment, der vertrauenswürdigste Partner in der europäischen Aluminiumindustrie zu werden. Diese Vereinigung unserer Res-sourcen ermöglicht es uns, robuste, ganz-heitliche Aluminiumlösungen anzubieten – von Rohmaterialien bis hin zu komplexen Produktanwendungen. Wir sind allen Mit-arbeitern, Partnern und Kunden sehr dank-bar für ihr Vertrauen, während wir gemein-sam in dieses neue und vielversprechende Kapitel aufbrechen.“ Michael Zint (Foto), CEO der apt Group, er-gänzte: „Die Integration von Alu Menziken ist für uns ein transformativer Schritt. Wir sind nun in einer noch stärkeren Position, um unseren Kunden innovative und nach-haltige Aluminiumlösungen zu bieten, die höchsten Standards entsprechen. Mit der Unterstützung der Mengtai Group freuen wir uns darauf, eine gemeinsame Zukunft zu gestalten, die von Wachstum, Exzellenz und bedeutungsvollen Partnerschaften ge-prägt ist.“ Markus Adams, CEO der Alu Menziken Group, hierzu: „Durch die Übernahme der Alu Menziken Gruppe durch die Mengtai Group werden die strategischen Möglich-keiten als Teil eines globalen Unterneh-mens deutlich gesteigert. Unter dem Dach der wachstumsorientierten Mengtai Group können wir zusammen mit apt unsere glo-bale Präsenz erweitern und die Kunden sowohl innerhalb als auch außerhalb Europas mit Dienstleistungs- und Produkt-lösungen verstärkt unterstützen.“ Hintergrund zu Alu Menziken und apt Group Die Mengtai Group wurde 2001 in Ordos, Innere Mongolei, gegründet und hat sich zu einem der führenden privaten Indus-triekonglomerate Chinas entwickelt. Mit Aktivitäten in den Bereichen Kohle, Ener-gie und Aluminium legt Mengtai den stra-tegischen Fokus auf die Ausweitung der Aluminiumproduktion mit einer jährlichen Kapazität von 500.000 Tonnen. Diese Über-nahme steht im Einklang mit Mengtais langfristigem Ziel eines globalen Wachs-tums, insbesondere in der Weiterverarbei-tung von Aluminium, und unterstützt den geplanten Aufbau hochwertiger, nachhal-tiger Lieferketten für kritische Industrien. Alu Menziken, gegründet im Jahr 1897, ist ein etabliertes Unternehmen für Leichtbau-komponenten aus Aluminium und bekannt für Innovationen in den Bereichen e-Bat-teriesysteme, Strukturbauteile und Crash-Management-Lösungen. Mit Produktions-stätten in der Schweiz, Österreich und Ru-mänien beliefert Alu Menziken namhafte Kunden in den Branchen Automobilbau, Bauwesen und Industrie und bietet Exper-tise in der Extrusion, Oberflächenbehand-lung und Präzisionsbearbeitung. Die seit 2020 ebenfalls zu Mengtai gehö-rende apt Group hat sich zu einem füh-renden Aluminium verarbeitenden Unter-nehmen in Europa entwickelt, mit vier Pro-duktionsstandorten in Deutschland, den Niederlanden und der Tschechischen Re-publik. Bekannt für ihre umfassende Wert-schöpfungskette, bietet die apt Group ihren Kunden in den Bereichen Automobil, Bau und Transport sowie Industrie ein inte-griertes Leistungsspektrum – von der Ex-trusion bis zur Montage fertiger Kompo-nenten.MENGTAI GROUP SCHLIESST ÜBERNAHME VON ALU MENZIKEN AB Position in der europäischen Aluminiumindustrie gestärkt